Warum Zeitnot in Juraklausuren oft von Selbstzweifeln verursacht wird

Wenn Du in Juraklausuren Zeitprobleme hast, bist Du in guter Gesellschaft.

Eine der häufigsten Klagen, die wir von Examenskandidatinnen und Examenskandidaten hören, ist die Zeitnot in Klausuren. Gerade heute schrieb eine Kursteilnehmerin wieder, dass sie wegen ihres schlechten Zeitmanagements Klausuren oft nicht zu Ende schafft.

Anderen gelingt es zwar, ihre Klausuren zu Ende zu schreiben. Sie haben aber nicht mehr genug Zeit, um an den entscheidenden Punktebringern tiefgehend zu argumentieren. Für viele ist das schon im ersten Examen ein Problem. Im zweiten Examen ist der Zeitdruck dann nochmal deutlich größer.

Glücklicherweise lassen sich diese Schwierigkeiten gut in den Griff bekommen, wenn man bei den Ursachen richtig ansetzt.

Die Ursachen Deiner Zeitnot

Wenn Du bei fast jeder Klausur in Zeitnot gerätst, liegt das Problem nach unserer Erfahrung meist auf zwei verschiedenen Ebenen.

Vordergründig sorgt eine falsche Schwerpunktsetzung für Zeitprobleme. Damit meinen wir sowohl die zeitliche Schwerpunktsetzung bei der Klausurbearbeitung als auch die inhaltliche Schwerpunktsetzung Deiner Klausurlösung.

Falsche Schwerpunktsetzung bei der Klausurbearbeitung:

Du kannst schon am Anfang wertvolle Zeit verlieren, wenn Du zu lange an Deiner Lösungsskizze arbeitest. Du schreibst zum Beispiel Informationen aus dem Sachverhalt in die Skizze ab, erörterst Probleme schon zu umfassend in der Lösungsskizze oder denkst zu lange über ein einzelnes Problem nach anstatt es gut sein zu lassen und Dich den weiteren Problemen zuzuwenden. So ist es sehr schwierig, die Klausur in fünf Stunden fertigzuschreiben.

Falsche inhaltliche Schwerpunktsetzung bei der Klausurlösung

Beim Ausformulieren entstehen Zeitprobleme, wenn Du inhaltlich zu schwache Schwerpunkte setzt. Du schreibst zu allem mittelviel, anstatt manches in einem Satz abzuhandeln und zu anderem richtig massiv abzuladen.

“Einfach mehr Übungsklausuren schreiben” ist oft nicht die Lösung

Viele versuchen diese Probleme damit zu lösen, dass sie blind immer mehr Übungsklausuren schreiben. Das führt aber oft nicht weiter, weil Du damit die tieferliegenden Ursachen Deiner Zeitnot nicht angehst.

Sowohl die falsche zeitliche Schwerpunktsetzung bei der Klausurbearbeitung als auch die mangelnde inhaltlich falsche Schwerpunktsetzung in der Klausurlösung haben ihre Ursache nämlich häufig auf einer tieferliegenden Ebene:

Du schreibst die Lösungsskizze zu ausführlich, weil Du Angst hast, Du könntest später beim Runterschreiben etwas Wichtiges wieder vergessen haben. In der Lösung setzt Du inhaltlich zu schwache Schwerpunkte, weil Du unsicher bist, was die Hauptprobleme des Falles sind und wie Du sie lösen solltest. Vielleicht steht Dir auch ein gewisser Perfektionismus im Weg und Du traust Dich nicht, an weniger wichtigen Stellen Federn zu lassen, wenn das notwendig ist.

Die tieferliegende Ursache für die Zeitknappheit ist also eine innere Unsicherheit bei der Klausurbearbeitung. Der effektivste Weg, Deine Zeitnot zu beheben, führt deshalb oft über Deinen Kopf. Du musst Dir in Klausuren selbst mehr zutrauen. Wir nennen das “Klausurselbstbewusstsein”.

Warum Du Dich über den Zeitdruck freuen solltest

Bevor wir uns anschauen, wie Du die Klausurbearbeitung schneller und effizienter hinbekommst, zuerst noch eine kleine Aufmunterung:

Die meisten Klausuren sind auf Zeitprobleme angelegt. Dass Du Zeitdruck empfindest, ist also nicht nur völlig normal, sondern ein gutes Zeichen. Denn es bedeutet, dass Du Probleme erkennst. Ein juristischer Laie würde vielleicht nur den Sachverhalt lesen, schreiben „Klar steht dem das Geld zu.“ und dann abgeben. Kein Zeitdruck, aber das Prädikat wohl auch knapp verfehlt.

Wenn Du in Zeitdruck gerätst, ist das also ein Zeichen, dass Du etwas richtig machst. Du musst den Zeitdruck nur managen. Vor dieser Herausforderung stehen aber alle guten Juristen.

Das gesagt, lass uns anschauen, wie Du Dein Zeitmanagement in Deinen Juraklausuren verbessern kannst:

Warum die Lösungsskizze zu viel Zeit frisst und was Deine Psyche damit zu tun hat

Oft kommen Zeitprobleme daher, dass Kandidatinnen und Kandidaten zu ausführliche Lösungsskizzen formulieren. Alles was Du in die Lösungsskizze notierst, schreibst Du im Ergebnis zwei Mal.

Idealerweise ist die Lösungsskizze nicht mehr als eine Struktur Deiner Klausur. Komplette Definitionen, ausführliche Argumentationen und auch ausführliche Subsumtionen gehören normalerweise nicht bzw. nur in kurzem Ansatz in die Lösungsskizze. Im zweiten Examen solltest Du die Lösungsskizze dabei noch einmal knapper halten als im ersten Examen.

In der Theorie klingt das nicht schwer. In der Praxis grätscht vielen aber die Angst rein.

Den meisten steht am Anfang der Klausur die Angst im Weg, Gedankengänge und Wissen bis zum Ausformulieren wieder zu verlieren.

Die gute Nachricht ist: Diese Angst kannst Du Dir in Deinen Übungsklausuren gezielt abtrainieren und im Examen dann mit den knappen Lösungsskizzen viel Zeit gewinnen!

Achte dazu bei deinen nächsten Übungsklausuren darauf, Deine Lösungsskizzen kürzer zu halten, als Du es bisher getan hast.

Am Anfang fühlt sich dieses Verkürzen wahrscheinlich komisch an. Es ist sogar gut möglich, dass Du Dich dabei richtig unwohl fühlst. Das ist okay. Dieses Gefühl verschwindet mit der Zeit, weil Du Dich an die kürzeren Skizzen gewöhnst. Du wirst Stück für Stück Vertrauen in Deine Fähigkeit gewinnen, aus einer knappen Lösungsskizze eine gute Klausur zu machen.

Teste auch mal Deine Grenzen aus. Wenn Du es dann doch mal übertreibst und beim Ausformulieren wirklich nicht mehr weißt, was gemeint ist, dann war es ja nur eine Übungsklausur, die genau für so etwas da ist.

Wichtig ist, dass Du Dir für Deine Lösungsskizzen ein festes System aus Abkürzungen und Verweisen angewöhnst. Das gibt Dir Routine und Sicherheit. In unserem Examensritter Kurs geben wir jedem Teilnehmer ein Musterbeispiel an die Hand, wie so ein System zur Verkürzung von Lösungsskizzen aussehen könnte. Sei aber auch erfinderisch und experimentiere mit eigenen Methoden.

Mache Dir dabei eines klar:

Die Angst, dass Du rechtliche Fakten, die Du Dir über Monate oder Jahre hinweg gemerkt hast, innerhalb der zwei Stunden zwischen Skizzenerstellung und Ausformulieren der konkreten Passage plötzlich vergisst, ist irrational und kostet Dich in der Klausur unnötig Zeit.

Irrational ist in großen Teil auch die Angst, dass Du Deine eigenen Stichworte später nicht mehr verstehst oder dass Dir Deine Gedanken zu bestimmten Sachverhaltspassagen wieder „verloren gehen“.

Du verwendest Deine Abkürzungen und Verknappungstechniken ja nicht das erste Mal in den scharfen Klausuren, sondern trainierst sie in Deinen Übungsklausuren ein und testet sie auf Herz und Nieren.

Rational und hilfreich ist dagegen folgende Erkenntnis:

„Wenn ich meine Lösungsskizze strukturiere und mit einem durch Übungsklausuren eingeschliffenen System arbeite, dann kann ich sie kurz halten, habe trotzdem eine verlässliche Lösungsskizze und kann viel Zeit sparen, um in der Klausur mehr Punkte zu holen.

Dies zu verstehen ist natürlich nur der erste Schritt. Als nächstes musst Du Deine hindernden Angstgedanken auch in Deinem Unterbewusstsein durch diesen konstruktiven Gedanken ersetzen.

Dabei wird Dir das regelmäßige bewusste Trainieren kurzer Lösungsskizzen helfen. Außerdem setzen wir uns in den Lektionen 4, 5 und 6 unseres Examensritter Kurses mit Deinen Gedanken und Gefühlen zum Examen noch ausführlicher auseinander und zeigen Dir eine Technik, mit der Du irrationale und destruktive Gedanken zum Examen nicht nur entlarvst, sondern systematisch durch hilfreiche und konstruktive Gedanken ersetzt.

Der Ansatz, den wir Dir erklären, entstammt der kognitiven Verhaltenstherapie, die sich bei prüfungsbezogenen Ängsten als besonders effektiv durchgesetzt hat.1vgl. etwa Renate de Jong-Meyer, in: Margraf, Lehrbuch der Verhaltenstherapie, 2. Auflage 2000, S. 509 ff.; Helga Knigge-Illner, Prüfungsangst besiegen: Wie Sie Herausforderungen souverän meistern, 2010, S.25; Kalantzi-Azizi, Die kognitive Verhaltenstherapie – ein Good Practice Modell für die Psychologische Beratung von Studierenden, ZBS 1/2008, S. 2 (4). Es macht also Sinn, dass Du Dir diese Erkenntnisse für Deine Klausuren zur Leistungssteigerung zu Nutze machst.

Lange Lösungsskizzen sind kein sinnvolles Mittel gegen Blackouts

Eine extreme Variante der Vergessens-Angst ist die Angst vor einem Blackout. Manche Examenskandidatinnen und Examenskandidaten wollen alles irgendwie so schnell es geht zu Papier bringen, weil sie Angst haben, dass sie später ein Blackout bekommen und gar nichts mehr geht.

Das ist keine effektive Art, mit Blackouts umzugehen. Du schaffst Dir damit Zeitdruck, erhöhst den Stress in den Klausuren und schaffst schon Frustration in den Übungsklausuren, weil Du das Gefühl hast, nicht voranzukommen. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit eines Blackouts nur.

Wenn Du zu denen gehörst, die Angst vor einem Blackout haben, lerne stattdessen lieber unsere Übungen zur schnellen Selbstbefreiung aus Blackouts, die wir Dir in Lektion 11 des Examensritter Kurses zeigen. Das kostet Dich viel weniger Zeit, als Deine Lösungsskizze unnötig aufzublähen. Und dadurch, dass Du bei der Lösungsskizze Zeit sparst, bekommst Du sowieso automatisch in der ganzen Klausur mehr Ruhe.

Damit hast Du Zeit gewonnen, um es beim Ausformulieren in Deinen Argumentationen so richtig krachen zu lassen und kannst Deine Klausuren systematisch und nachhaltig verbessern – was Dir wiederum mehr Selbstvertrauen geben wird.

Auch bessere inhaltliche Schwerpunktsetzung erfordert Selbstvertrauen

Zeitmanagement bei der Klausurbearbeitung und inhaltliche Schwerpunktsetzung in der Klausurlösung hängen untrennbar zusammen. Ohne inhaltliche Schwerpunktsetzung kannst Du kein gutes Zeitmanagement schaffen.

Aber keine Sorge: Das heißt nicht, dass Du jede Klausur perfekt durchblicken musst. Die wenigsten sehen eine Klausur und denken, ah klar, da, da und da sind die Schwerpunkte. Es ist eher so: „hmm.. hier könnte ein Schwerpunkt sein. Sicher bin ich mir nicht.“ oder „Komisch, diese Stelle verstehe ich nicht…wie soll ich damit umgehen?“.

Was die meisten nicht realisieren: Auch die inhaltliche Schwerpunktsetzung ist zu einem großen Teil eine Frage des Selbstbewusstseins! Wenn Du für Deine gute Schwerpunktsetzung gelobt werden möchtest, musst Du Deine Unsicherheit beiseiteschieben. Du musst Dich trauen, Dich an vielen Stellen knapp zu halten und an den von Dir selbst definierten Schwerpunkten richtig massiv abzuladen – auch wenn Du nicht zu 100% sicher bist, dass Du die richtigen Schwerpunkte ausgewählt hat oder das Richtige schreibst.

Hier helfen Dir wieder genau die Schwerpunkte unseres Kurses: Mut, Selbstvertrauen und konstruktive Gedanken.

Die Meta-Ebene: Du als Herr der Klausur

Wahrscheinlich hast Du schon einen roten Faden bemerkt. Egal ob es um die Herangehensweise bei der Klausurbearbeitung oder um die inhaltliche Schwerpunktsetzung geht: Du musst die Kontrolle übernehmen.

Du hast feste Techniken, wie Du Dinge in Deiner Lösungsskizze kennzeichnest und schreibst. Du bist selbstsicher genug, um zu wissen, dass Dir Argumente beim Ausformulieren auch wieder einfallen, wenn Du sie nicht im Detail in Deiner Skizze beschrieben hast. Inhaltlich eierst Du nicht unsicher umher, sondern definierst mutig Schwerpunkte und lädst dort richtig ab – auch wenn Du Dir nicht 100%ig sicher bist.

Nicht die Klausur bestimmt Deine Vorgehensweise, sondern Du. Du bist der Herr der Klausur. Egal wie schwierig oder unbekannt sie auch aussehen mag: Übernimm die Kontrolle und Du wirst sie deutlich besser in den Griff bekommen, zeitlich und inhaltlich.

Das Examen gewinnst Du im Kopf

Die Zeitnot in Klausuren ist ein typisches Beispiel dafür, wie unsere Psyche unsere Examensnote beeinflusst.

Aber natürlich hört es dort nicht auf. Dein mentale Einstellung entscheidet darüber, wie viel und effektiv Du lernst, wie gut Du abschalten und Deine Batterien aufladen kannst und ob Du als übermüdetes, nervöses Nervenbündel oder aber ausgeruht, konzentriert und mit voller Kraft in die Klausuren gehst.

Eigentlich ist das nicht verwunderlich. Im Profifußball ist der Heimvorteil als psychologischer Vorteil allgemein anerkannt. Auch wenn ein Stürmer oder ein Stürmerin im WM-Finale einen Elfmeter versiebt, erkennt jeder sofort, dass ihm bzw. ihr die Nerven durchgegangen sind.

Aus gutem Grund werden Menschen, die Höchstleistungen erbringen müssen, in anderen Branchen ganz selbstverständlich psychologisch geschult: zum Beispiel Profisportlerinnen und Profisportler, Führungskräfte hochkarätiger Unternehmen und militärische Spezialeinheiten.

Nur die Juristerei hinkt 25 Jahre hinterher.

Nicht mit uns. In unserem Examensritter Kurs trainieren wir systematisch Deinen Kopf und helfen Dir, psychisch fit und voll leistungsfähig ins Examen zu gehen. Erfahre mehr.